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Zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und Ende des 20. Jahrhunderts gingen die unberührte Natur und die wilden Ökosysteme in der Rhoneebene verloren; später ebenso die Fauna und Flora der alten Anbaugebiete, die an ihre Stelle getreten waren. Der Pfynwald hingegen bildet eine Ausnahme. Er besteht aus einem der grössten Föhrenwälder des Alpenbogens und der wilden Rhone, die ihn durchquert, einem der wichtigsten Schwemmgebiete der Schweiz. Diese einzigartige Aue erstreckt sich über mehr als 8 km und mehr als 300 ha, während der Wald eine Fläche von 700 ha aufweist. Die Schwemmzone, die Teiche und der Wald mit seinen Bächen sind von einem grossen ökologischen Reichtum und hoher Biodiversität geprägt und bieten einen bemerkenswerten Landschaftswert.
Diese besondere Situation ist das Ergebnis der geologischen Dynamik. Vor etwa 10.000 Jahren stürzte die Felsmasse über dem Dorf Salgesch ein. Denn mit dem Rückgang des Rhonegletschers hatte sich der Druck, den dieser auf die Bergflanke ausgeübt hatte, reduziert, was schliesslich zum Bergsturz führte. Schätzungen gehen von 1,6 km3 Gesteinsmaterial aus, was dem Inhalt von rund 80 Millionen Muldenkippern entspricht. Es ist dies der Ursprung der vielen Hügel im Pfynwald und der Ebene bei Siders. Andererseits verursacht der Illgraben die Murgänge, die den grössten Schuttkegel der Schweiz gebildet haben. Letzterer lenkte den Fluss gegen den Hang des rechten Ufers und schuf so einen Höhenunterschied von 90 m zwischen Susten und Siders. Diese Ausgangslage verunmöglichte es, die Rhone wie im übrigen Wallis zu kanalisieren und führte zu einer 150 m breiten Eindämmung gegenüber 50 m an den anderen Stellen.
Ab 1911 haben die Nutzung der Wasserkraft für die Stromversorgung der Aluminiumwerke in Chippis mittels des Stauwehrs an der Rhone in Susten und der Bau von Dämmen die Dynamik des Flusses beeinträchtigt. Die Vielfalt der Auenlandschaft reduzierte sich dadurch erheblich. Ausgleichsmassnahmen im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn, die in den 90er Jahren ausgehandelt wurden, haben die Situation allerdings verbessert. Durch den Rückbau von Dämmen und die Wiederherstellung von alten Flussästen wurde dem Gewässer mehr Platz gegeben. Durch diese Massnahmen konnten die Lebensräume von bedrohten Vögeln und Insekten, deren Brutstätten sich in der Nähe des Flusses befinden, erhalten werden. Hierbei handelt es sich um den Flussregenpfeifer, den Flussuferläufer, den Kiesbank-Grashüpfer sowie 200 Arten von Wildbienen, von welchen 20 in der übrigen Schweiz kein Refugium mehr finden. Diese Arten sind auf das Vorhandensein von natürlichen Kies- und Sandbänken angewiesen. Durch die Veränderung von Wasserläufen sind diese Lebensräume allerdings selten geworden.
Die Kiesentnahme ist eine unerlässliche Massnahme für das Flussmanagement der Rhone, insbesondere in der Nähe des Illgrabens, dessen Murgänge ein geschätztes durchschnittliches jährliches Volumen von 150.000 m3 aufweisen. Dadurch kann ein zu hohes Ansteigen des Flussbetts verhindert und das Hochwasserrisiko reduziert werden. Im Gebiet des Pfynwalds wird die Kiesentnahme zwischen Siders und Leuk dahingehend geplant und durchgeführt, dass sich Biotope für Tier- und Pflanzenarten in den Auen, die in der Schweiz und in Europa vom Aussterben bedroht sind, entwickeln. So haben sich beispielsweise die Populationen des 1995 wieder eingeführten Kleinen Rohrkolbens ebenso wie andere bedrohte Arten weit verbreitet.
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